Landschaftsarchitektur und Bildende Kunst

„Das Interesse der Naturwissenschaften an der non-verbalen Sprache wächst und damit die Frage nach dem Verständnis von Kunst als Sprache, die mit ihrem öffentlichen und bestimmten Thema zum interdisziplinären Dialog beiträgt.“ In seinem einflussreichen Buch The end of the history of art?, griff der Kunsthistoriker Hans Belting im Jahr 1983 dieses wichtige Thema auf.

Eines der wichtigsten Themen unserer Zeit ist das gestörte Verhältnis des Menschen zur Natur und die daraus resultierende weltweite Bedrohung für das ökologische Gleichgewicht. Unsere Gesellschaft sucht noch immer eine technologische Lösung für eine Krise, die durch dieselbe Technologie erzeugt wurde. Die Erkenntnis, dass die Umweltkrise durch den Menschen verursacht wird, der nicht nur mit rationalen Mitteln vorhergesagter und von der Wissenschaft erforschter „Faktor“ ist, sondern auch ein oft intuitiv durch seine Sinne wahrnehmendes und handelndes Wesen, erlangt inzwischen Akzeptanz.

Langsam wird erkannt, dass uns eine wissenschaftliche Objektivität im Bereich der Forschung kaum etwas nutzt um die Ursachen der zunehmenden Zerstörung unserer Umwelt aufzuhalten, solange wir uns nicht bemühen zu begreifen, dass ermittelte Forschungsergebnisse auch subjektiv erfahren und betrachtet werden können. Schließlich stellt sich die Frage, ob das Überwinden von ökologischen und sozialen Krisen in erster Linie eine Frage des menschlichen Verhaltens ist. In den letzten Jahren hat diese Erkenntnis zu Diskussionen um eine angemessene Formensprache im öffentlichen Raum geführt. Eine zeitgenössischen Sprache würde nicht nur eine breitere öffentliche Diskussion über eine veränderte Auffassung der Natur erlauben, sondern auch unsere Wahrnehmungsfähigkeit zu sensibilisieren, die zunehmend Gefahr läuft durch die Massenmedien zu verkümmern.

Basierend auf diesem Hintergrund forscht Udo Weilacher seit 1997 über die zeitgenössische und klassische moderne Landschaftsarchitektur des 20. Jahrhunderts, mit besonderem Interesse an den Berührungspunkten zwischen Landschaft, Architektur und bildender Kunst. Die Ergebnisse zahlreicher Forschungsprojekte an der ETH Zürich (1997-2002) und an der Leibniz Universität Hannover (2002-2009) in den letzten 15 Jahren wurden international in vielen Büchern und Zeitschriften veröffentlicht. Dieses Forschungsgebiet wird an der TU München in enger Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur (CGL) an der Leibniz Universität Hannover erweitert.

Ein wichtiges Thema im aktuellen Forschungsportfolio des Lehrstuhls wird aktuell im European Art and Landscape Network ELAN erarbeitet, das Udo Weilacher seit Jahren als Sachverständiger berät. Auch in der Lehre bildet sich diese Zusammenarbeit ab. Im Zentrum steht dabei nicht nur die Frage nach zeitgemäßen Formen landschaftsorientierter Kunst. Es geht auch um die konkrete gesellschaftliche Relevanz von Landschaftskunst für Transformationsprozesse in benachteiligten Regionen durch unmittelbare Kunsterfahrung in der Landschaft.